Dreibeinchen Mike

                                                                       oder

                                                     Der Schlüssel zum Glück

Update vom 21.09.2012


Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an das traurige Schicksal von Katerchen Mike. Glücklich in Freiheit an den „Klippen“ des Marmara-Meeres groß geworden, wurde er im Alter von 9 Monaten wahrscheinlich mit voller Absicht angefahren. Er überlebte, musste jedoch sein Glück mit einem seiner Hinterbeinchen bezahlen…


Ein Dreibeiner an den Klippen? Keine wirklich gute Idee. 


Eine Frau aus Pendik bot sich an ihn auf ihrem Grundstück aufzunehmen, aber hier brachte die Ortsbeschauung die Erkenntnis, das er auch hier zu oft hätte flüchten müssen, da das Gelände offen war und sich hier auch immer wieder Hunde tummelten, auch solche, die Katzen nicht als ihre „Freunde“ betrachten…

 

Eine weitere Vermittlungschance innerhalb des Landes tat sich nicht auf und so wurde Mike im Internet auf verschiedenen Portalen beworben und natürlich durch sämtliche Tierschutzverteiler „gejagt“. Wir erhielten zwar Anfragen bezüglich Wohnungshaltung mit Balkon, aber für Mike hätte das ein absolutes NO GO dargestellt, zeigte er doch inzwischen auf seiner Pflegestelle bei Nazli deutlich seinen Drang nach Draußen…In der Zwischenzeit erhielten wir eine liebe Mail von einer Dame eines befreundeten Tierschutzvereins aus Jena, Deutschland. Sie bot sich an, ihn auf Pflegestelle zu nehmen um seine Vermittlungschancen zu erhöhen. Hier würde er seinen Freiheitsdrang auch ausleben können, denn die Dame nebst Gatte wohnt „mehr als ländlich“: Felder, Wald und Wiesen säumen ihr Haus ein Da Mike inzwischen immer renitenter zeigte, das er hinaus wollte, entschieden wir uns dazu das Angebot anzunehmen. Kurz darauf erhielten wir eine liebe Anfrage aus Österreich. Die Rahmenbedingungen passten, jedoch hatte die Dame noch eine Menge anderer Katzen – unseres Erachtens zu viele für Mike. Denn inzwischen hatte Nazli festgestellt, das er, obschon er ein sehr sozialer Kater ist, bei zunehmender Anzahl von Katzen immer verunsicherter und verhuschter wurde. Also mussten wir schweren Herzens von dieser Möglichkeit Abstand nehmen… Der Ausreisetermin von Mike rückte immer näher und das Glück war ihm hold, denn eine mit den „Klippenkatzen“ befreundete Tierschützerin reiste ohnehin nach Istanbul und so nahm sie den Kleinen als Flugpatin mit nach Deutschland (Siehe auch Reisebericht von Birgit Fromberg). Wenige Tage vor seiner Abreise erhielt Karin wieder eine sehr schöne Anfrage: Wiederum aus Österreich und hier passte auch alles…Nun, was machen? Die Pflegestelle abblasen? Das Risiko eingehen? Was wäre, wenn die Dame doch wieder „abspringen“ würde – es war ja zunächst erst mal eine liebe Anfrage? Mike länger eingesperrt zu lassen wäre nicht mehr lange möglich gewesen…Wir gingen „auf Nummer sicher“: Mike flog nach Deutschland, blieben jedoch mit der Dame aus Österreich in Kontakt und vor allem Mikes Pflegefrauchen blieb in regem Email- und auch Telefonkontakt.

 

Eigentlich sah alles danach aus, als ob Mike nach einer Beruhigungsphase letztlich Österreicher geworden wäre… Als Mike Freigang genießen durfte, zeigte sich jedoch recht schnell, das er eine extrem ruhige Umgebung benötigt – er hat nun mal gelernt „immer auf halb acht“ zu sein, muss man an den Klippen doch immer schauen, welche Gefahr von wo lauert…

 

Die Dame aus Österreich wohnte zwar auch beruhigt, aber hier wo Mike sich gerade einlebte – das ist kaum zu toppen…Derweil passierte noch etwas anderes – etwas was man nicht steuern kann: Die Zuneigung gegenüber Mike war inzwischen sehr groß geworden (und ebenso die des Ehegatten). Irgendwann musste man sich eingestehen: Man hatte sich völlig in diesen Kater verliebt! Ja und Kater Mike fühlte sich inzwischen mehr als „pudelwohl“ in seinem Pflege-Zuhause und neue Freunde hatte er ja auch schon – unter den vorhandenen Katzen und Mike war es ohnehin schon lange „Liebe auf den ersten Blick“…

 

Lange Rede – kurzer Sinn: Mike ist von sämtlichen Internetforen verschwunden :-)

Der Schlüssel zu Mikes persönlichem Glück lag und liegt in Jena! Hier wird er für immer bleiben!!!

 

An dieser Stelle möchten wir uns noch mal ganz herzlich bei ALLEN bedanken, die sich in irgendeiner Form um das Glück eines einzelnen türkischen Katers bemüht haben.

 


Unschöne Neuigkeiten - 08.Juli 2012

UNSCHÖNE NEUIGKEITEN - 08.Juli 2012

Diese Zeilen stellte ich Anfang Juni auf unserer Facebook- Seite ein:
Motorradfahrer machen Jagd auf die Klippenkatzen, die sich bei Sonnenschein auch gerne auf der Promenade in der Sonne wälzen... Vor einigen Wochen konnte sie den ersten Vorfall aus der Ferne beobachten...Karin war zu weit weg um eingreifen zu können. Als sie bei der Katze ankam, ging sie gerade hinüber...Dann folgte der Fall "Püppchen" (ich berichtete auf unserer Homepage darüber), und nun: 2 angefahrene Katzen innerhalb von 2 Tagen! Beide Tiere wurden operiert und überlebten, einer jedoch, ein erst 9 Monate alter Kater, bezahlte es mit dem Verlust eines Hinterbeinchens - es musste amputiert werden. Weiterhin fehlen seit einiger Zeit 5 Katzen... Karin ist derzeit, neben dem normalen täglichen Versorgen, zur Kastration einzufangen (weiterhin werden hier die Katzen munter lustig ausgesetzt), kranke Tiere (Schnupfen, Tiere mit "kleineren" Verletzungen, etc) zum Tierarzt zu bringen nun auch noch damit beschäftigt sich noch mehr an die Öffentlichkeit zu wenden: Presse, Polizei und das Erstellen von Plakaten um auf diese hirnamputierten Vollpfeifen (ich hätte hier gerne eine andere Bezeichnung gewählt, aber meine Fäkalsprache bleibt dann doch besser in meinen vier Wänden) aufmerksam zu machen. Karin fehlt daher weder Zeit noch Nerv um unsere Facebookseite zu pflegen. Anbei ein Foto des Katers Jasper, dessen Knochenbruch genagelt wurde. Zu guter Letzt wenigstens noch eine gute Nachricht: Der Kater, der sein Hinterbein verlor, muss nicht mehr an die Klippen zurück! Eine Freundin von Nazli wird ihn übernehmen wenn alle Wunden wieder verheilt sind! Wir halten Euch auf dem Laufenden! Liebe Grüße, Heidi
 
Leider gab es seit dieser Zeit weitere Motorradjagd-Opfer und die Vermittlung des Dreibeinigen Katers – sein Name ist Mike – ist geplatzt! Nicht, weil die Dame es sich anders überlegt hat, sondern weil das Gelände, auf dem Mike hätte leben sollen doch mehr Gefahren in sich birgt als gedacht. Auch hier hätte er oft flüchten müssen (Hunde, …) Aufgrund dessen, das er nun mal in Freiheit geboren wurde und auch auf der Pflegestelle Drang nach Draußen zeigt können und wollen wir ihn NICHT als reine Wohnungskatze vermitteln – dies wäre sein psychischer Untergang! Eigentlich wollen wir ausschließlich „Tierschutz vor Ort“ betreiben, jedoch „Ausnahmen bestätigen die Regel“: Da Karin in der Türkei keinen geeigneten Halter für Mike finden kann, haben wir beschlossen ihn zu vermitteln:
 
Hier sein Bewerbungstext:
 
Liebe Menschen, ich bin ein noch sehr junger gerade mal ein Jahr alter Kater namens MIKE der ein neues Zuhause sucht. Auch wenn ich nun ein „Dreibeiner“ bin, habe ich in meinem Leben bisher eigentlich verdammt viel Glück gehabt und ich hoffe das bleibt auch so…


Meine Geschichte:
Geboren wurden ich in Pendik, einem kleinen Vorort von Istanbul – an den „Klippen“ eines Hafens (mehr dazu, wenn Ihr mögt unter www.klippenkatzen-pendik.de )
Anfangs kümmerte sich nur meine Mama um mich und meine Geschwister. Als wir alle erkundungssüchtig wurden, lernten wir auch Menschen kennen – nette Menschen! Sie hießen Karin und Nazli. Meine Mama erzählte uns, dass die Beiden oder wenigstens immer einer von ihnen,  täglich zu uns und den anderen Katzen die auch hier lebten, kommen würden um uns zu füttern und um nach zu schauen ob alles in Ordnung sei! So freundeten wir Katzenkinder uns schnell mit ihnen an und begrüßten sie schon bald ebenso freudig wie all die anderen Katzen. Uns ging es echt gut: Wir lebten in Freiheit, konnten machen was wir wollten, wurden gefüttert und beschmust – WAS WILL KATZE MEHR? Als ich so ca. 7 Monate alt war nahm mich eine der Tanten mit zu einem anderen Menschen namens Tierarzt. Dann schwindet die Erinnerung…Ich weiß nur noch das man sagte – jetzt sei ich kastriert – was auch immer das heißen mag…Bald darauf fand ich mich bei meinen Katzenfreunden wieder und alles war wieder in Bester Ordnung bis…ja bis…
Bis einer der Gattung Mensch mich sprichwörtlich „über den Haufen“ fuhr…Mit voller Absicht! (Einigen meiner Katzenfreunde ist es ebenso so ergangen; die die gefunden wurden kamen glimpflicher davon als ich; die die vermisst werden…? Ich weiß nicht was aus ihnen geworden ist…Seit Anfang diesen Jahres brausen wild gewordene Motorradfahrer über die Promenade, die an den Klippen vorbeiführt und fahren gezielt Katzen um, die dort liegen um sich zu sonnen – das ist die traurige Wahrheit – sie wurden dort schon mehrfach beobachtet, aber stellen konnte sie noch niemand…) Nun, ich selbst war so schwer verwundet, das ich mich in den Geröllmassen erst mal verkrochen habe und keinen Mucks mehr von mir gegeben habe. Irgendwann hatte ich aber Hunger und Durst und so habe ich dann doch irgendwann angefangen laut zu jammern…Dann hat Karin mich gefunden und ich landete schon wieder beim Tierarzt – diesmal aber für viel, viel länger…Der Doc meinte, hätte man mich früher gefunden, hätte man mein linkes Hinterbein vielleicht noch retten können, aber so sei es zu spät…Ich war gerade mal 9 Monate alt…ABER, ich bin froh, das ich überhaupt gefunden  UND versorgt wurde – sonst würde ich wahrscheinlich nicht mehr leben…Daher behaupte ich nun einfach mal, das ich großes Glück im Unglück hatte. Derzeit lebe ich in einer kleinen Wohnung bei Nazli. Das ist auch wirklich schön ich habe hier einige Katzenkumpel mit denen ich schön spielen kann aber dennoch bin ich unglücklich – mir fehlt das „draußen“ – den Wind um meine Nase zu spüren, das herumkullern im Sonnenschein… Hier in der Türkei findet sich leider niemand, der mir als nun behinderter Kater das geben kann, was ich so dringend brauche: Ein liebevolles Zuhause mit der Möglichkeit einigermaßen sicher auch in die Natur gehen zu können! Heißt: Ihr solltet so wohnen, das ich nicht so furchtbar viel flüchten muss (z.B.: Hunde) und Verkehrsberuhigt sollte mein Zuhause natürlich auch sein! Ich bin sehr katzenverträglich (bin kein Raufbold, eher ein defensiver, sich klug arrangierender Diplomatiker), lieb und verschmust. Kinder kenne ich nicht, aber ich denke ältere katzenerfahrene Junioren wären o.K. für mich!
Ich bin selbstverständlich entwurmt, geimpft (Katzenschnupfen, -seuche und Tollwut), gechipt und wurde auf FIV und Leukose getestet: ALLES O.K!
 
Alle Ausreisepapiere sind fertig und ich dürfte ab Ende Juli / Anfang August ausreisen! Bitte bewerbt Euch bei ernsthaftem Interesse bei Karin:
karin.kasapoglu@gmx.de
Sie wird sicher dann schnell zu Euch Kontakt aufnehmen!
Ich zähl auf Euch! Ich verabschiede mich dann mal zunächst mit einem hoffnungsfrohen MAU, MAU!
 
Euer Mike
 
P.S.: Einen Nachtrag habe ich noch:
Natürlich werde ich nur vermittelt, wenn die Gegebenheiten so sind, das alle Beteiligten davon ausgehen können das ich in Eure Familie, bzw. zu Euren tierischen Gesellen passe. Sollten dennoch schwerwiegende, nicht lösbare Probleme auftreten gibt es jemanden, der mich zur aller größten Not als Pflegestelle in Deutschland aufnehmen würde. Ihr braucht also keine Angst zu haben dann auf „weiter Flur“ alleine dazustehen…